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Lieblingsstücke

Mut im Alltag

  • 28 Sept., 2018

Was bedeutet für Sie Mut? Ich habe für mich selbst erkannt – wenn es um Überwindung körperlicher Grenzen geht, bin ich ein Hasenfuß und ganz sicher kein Adrenalinjunkie. Eine heutige Freundin hat in ihrer Jugend sogar Bungee-Jumping ausprobiert (oh mein Gott!) - wir wären damals ganz sicher nicht zusammen unterwegs gewesen. Während gerade Jugendliche sich gerne ans Fallschirmspringen, ans Klettern im ausgesetzten Gelände und selbst an wilde Sprünge von meterhohen Klippen ins Meer wagen, grenzte für mich zur damaligen Zeit bereits eine Fahrt in der „wilden Maus“ an eine Nahtoderfahrung.

Gut, als Mutter schwingt immer ein riesiger Stolz mit, zu sehen, wie geschickt und wendig, elegant und voller Körperspannung, der eigene männliche Nachwuchs sämtliche sportlichen Herausforderungen und Grenzen mühelos überwindet. Die engen Grenzen der eigenen Ängstlichkeit quasi diametral aushebelt. Woher er das wohl hat? Bin ich vielleicht doch im Herzen mutiger, als ich dachte? Diese Erkenntnis fand ich leider während einer ganz kleinen Alltagsbegebenheit grundlegend widerlegt. Ich bin und bleibe sicherheitsbewusst und kopflastig – schade, ich kann wohl nicht aus meiner Haut. Aber nun dazu, was sich zugetragen hat:

Der mittlerweile erwachsene Sohn, im Frühjahr lässig durchs Abitur gechillt getreu dem Motto: „Ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss“, steht an unserer Kaffeemaschine, genauer gesagt vor unserem Kaffeevollautomaten. Ich schaue ihm mehr zufällig dabei zu und stelle mit Erschrecken fest, dass er auf den Knopf zur Kaffeezubereitung drückt, das Mahlwerk mit dem typischen Geräusch einsetzt – und er keine Tasse in das Ausgabefach gestellt hat! Mir bleibt fast das Herz stehen bei dieser unglaublichen Aktion. Ganz geschmeidig läuft er die 3 Meter zurück in die Küche, sucht sich in Ruhe eine Tasse aus, kommt wieder und hält – just in time – selbige unter den Ausguss. Alles gut gegangen.

Warum erzähle ich das? Weil es mir die Augen geöffnet hat. Ich käme NIE auf die Idee, den Kaffeeprozess zu starten, solange nicht alles vorbereitet ist, sprich eine Tasse bereit steht. Die erschreckende Erkenntnis: Ich habe keine Freude am Risiko! Nicht am allerkleinsten. Das ist ja entsetzlich. Das muss ich ganz schnell ändern!

Gesagt, getan: Ich habe eine kleine Liste angelegt, welches meine größten Herausforderungen im Alltag werden könnten, um mir meinen Mut mal unter Beweis zu stellen. Halten Sie sich fest ob dieses ungeheuerlichen Vorsatzes: Aus dem Haus gehen und die Akkuleistung des Handys dabei unter 70% lassen! Crazy, oder? Ganz oben steht auch noch: Den Tank im Auto wirklich mal bis auf Reserve runterzufahren, das Haarshampoo ganz eigensinnig auch noch für die Körperdusche hernehmen, die Nachtcreme auch tagsüber verwenden…. Ich merke, da tun sich noch ganz neue Freiheiten auf – bin gespannt, welche ich mühelos umsetzen werde.

Übrigens, ich habe letztens vor unserer Maschine gestanden und der Finger schwebte über der Taste, der die Kaffeezubereitung auslöst. Ohne Tasse. Ergebnis: Ich habe es immer noch nicht geschafft. Aber ich bleibe dran. Irgendwann schaffe ich es. Ich weiß es!

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